Im Frühjahr 1928 begann sich in der Starnberger SPD wieder etwas mehr zu regen. Ein bekannter Grund: Es standen Wahlen bevor. Und zwar nicht nur eine Wahl, sondern deren gleich vier! Am 20. Mai standen der Reichstag, der Landtag, der Kreis- und der Bezirkstag zur Wahl. Entsprechend flammend war der SPD-Aufruf in einem Inserat: „Volksgenossen, Wählerinnen und Wähler! Am 20. Mai müsst Ihr alle zur Wahl gehen! Ihr müsst vier Stimmzettel abgeben! Habt Ihr bei allen vier Stimmzetteln bei Nummer 1 das Kreuz gemacht, dann habt Ihr Eure Stimme der Sozialdemokratischen Partei gegeben, das ist die Partei der arbeitenden Stunde!!“ Und der Aufruf half: Die SPD hatte wieder erhebliche Stimmengewinne auf allen Ebenen zu verzeichnen.

Dies machte sich auch gleich bei der Generalversammlung des Ortsvereins bemerkbar, bei der 44 Mitglieder anwesend waren. Zum neuen 1. Vorsitzenden wurde Bernhard Gahlemanngewählt. Die Gemeinderats- bzw. Stadtratswahlen vom 8. Dezember 1929 indessen brachten kaum eine Verbesserung der politischen Situation für die Starnberger Genossen. Wiederum gelang es nur, drei Stadtratsmandate zu erringen. Gustav Platz, Alois Höbel und Ulrich Krämer schafften den Sprung ins Rathaus. Ganze 416 Stimmen hatte man nur bekommen. Die Starnberger Bevölkerungsstruktur war eben der sozialdemokratischen Idee nicht geneigt. Immer mehr wohlhabende Geschäftsleute verlegten von der Stadt München heraus ihren Wohnsitz nach Starnberg, der zum erklärten Wohnort der feinen Gesellschaft wurde. Diese Leute indessen hatten nichts weniger im Sinn, als der Arbeitervertreterschaft politische Verantwortung zu übertragen, damit sie noch gegen ihre Interessen handele! Da waren ihnen schon die Konservativen lieber, denen es ebenfalls um das Horten und Vermehren eigenen Gutes ging. So ist es bis heute geblieben . . .

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